Gemeinsame PM der Abschiebehaftkontaktgruppe und des SFR e.V.: Praxis der humanitären Kälte - Sammelabschiebung nach Pakistan heute

Praxis der humanitären Kälte - Sammelabschiebung nach Pakistan heute
Nach Informationen von Aktion Bleiberecht soll am 17.03.2021 eine Sammelabschiebung vom Flughafen Leipzig/Halle nach Pakistan starten. In der letzten Woche wurden drei Personen in der Abschiebehaftanstalt Dresden inhaftiert, darunter Faisal Jahangir. Herr Jahangir wurde aufgrund starken öffentlichen Drucks aus der Haft entlassen. Weitere Personen müssen die morgige Abschiebung dennoch fürchten. Die Abschiebehaftkontaktgruppe Dresden und der Sächsische Flüchtlingsrat fordern den sofortigen Stopp des Abschiebeflugs.

 

"Abschiebungen sind eine Praxis der humanitären Kälte, eine Praxis des Zwangs", kommentiert Paula Moser vom Sächsischen Flüchtlingsrat. Die Abschiebehaftanstalt ist der Inbegriff par excellence einer solchen Härte. "Hier handelt es sich um Haft ohne Straftat", erklärt Toni Kreischen von der Abschiebehaftkontaktgruppe. "Im letzten Jahr hat uns ein Mensch, den wir in der Abschiebehaft besucht haben, folgendes geschrieben: 'Ich fühle mich hier gar nicht gut. Es ist sehr schlimm, weil ich ein Mensch bin. (…) Als ich hierhergekommen bin, bin ich ein anderer Mensch geworden. Ich halte die Menschen draußen für Könige und bin selbst wie ein Mülleimer.'"

Herr Jahangir ist entlassen - weiteren Personen droht morgen die Abschiebung

"Wir begrüßen es sehr, dass Herr Jahangir aus der Abschiebehaft entlassen wurde. Doch sein Aufenthaltsstatus bleibt unsicher. Außerdem gibt es weiterhin großen Grund zur Sorge: Zwei weitere Personen, die wir beraten haben, werden höchstwahrscheinlich im morgigen Flieger sitzen", so Kreischen. Den Sächsischen Flüchtlingsrat erreichten Informationen, dass ein Altenpflegehelfer in Bautzen am Dienstagmittag in seiner Wohnung abgeholt wurde. Auch er wird voraussichtlich im Flieger sitzen. Und bereits letzte Woche wies der Flüchtlingsrat gemeinsam mit der Ahmadiyya-Gemeinde auf die drohende Abschiebung von Mitgliedern der muslimischen Minderheit nach Pakistan, hin, die Deutsche Welle berichtete. Der Sammelcharter von Leipzig wird nicht nur mit in Sachsen lebenden Personen besetzt sein. In Büren, Nordrhein-Westfalen, gibt es ebenso eine Abschiebehaftanstalt. Dort sitzt seit letzten Mittwoch Zubair B. in Haft. Herr B. ist homosexuell und in Pakistan aufgrund seiner sexuellen Orientierung nicht sicher.

Es braucht eine langfristige politische Lösung

 

Eine langfristige politische Lösung bietet nur das Schaffen einer Bleibeperspektive für alle hier lebenden Menschen. Bei der Kundgebung vor der Abschiebehaftanstalt am Dienstagnachmittag sagte ein Redner aus der pakistanischen Community: "Wir wohnen hier, wir leben hier, wir lieben hier, wir arbeiten hier, wieso dürfen wir nicht hierbleiben?"

 

Kontakt:
Abschiebehaftkontaktgruppe Dresden
- Toni Kreischen -
Mail: kontakt@abschiebehaftkontaktgruppe.de

Sächsischer Flüchtlingsrat
-Paula Moser-
Mobil: 0176 427 286 23
Mail: pr@sfrev.de